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Was würdet ihr tun wenn ihr nicht krank wärt?

Doppel_Standard

Active Member
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26 Juli 2021
Beiträge
80

Hi,

Ich habe ja leider auch Schizophrenie und komme manchmal ins Grübeln „ Was wäre wenn ich nicht krank geworden wäre“

Also meine Frage an euch: Wenn ihr alles machen könntet… Was wäre das?

(Kann auch -humorvoll sein)

Liebe Grüße,

Doppel-Standard
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Ich tue alles so , als ob ich nicht krank wäre . Verreisen , Freunde treffen , arbeiten . Eben ein normales Leben führen. Das einzige , was mich daran erinnert , dass ich nicht ganz der Norm entspreche , ist meine 4 wöchige Depotspritze und meine tägliche Tablette Antidepressivum . Man darf sich nicht einreden (lassen) , man wäre nicht mehr so leistungsfähig und könnte an einem normalen Alltag nicht mehr teilnehmen. Das ist Quatsch. Du tust das , worauf du Lust hast . Ich habe zum Glück eine verständnisvolle Partnerin und ein fürsorgliches Umfeld . Das hilft mir enorm . Es gab Zeiten , da dachte ich , es ist alles vorbei und es bleibt mir nur noch Betreutes Wohnen. Aber wenn man nicht aufgibt ,Therapieangebote wahrnimmt und vor allem die Medikamente einnimmt , dann ist ein normales Leben möglich . Aber was ist schon normal ? Hauptsache , du bist mit dir selbst im Reinen .
 

@Bjoern81 So ists natürlich am besten, falls es denn geht. Ich versuche das auch immer so zu handhaben. Natürlich ist man etwas gehemmter, als es jetzt ein Normalo wäre, der nie solche Probleme hatte aber ich versuche da wo ich kann meine Komfort-zone zu erweitern, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Irgendwann gewöhnt man sich daran. Eine Partnerin kann da ja auch halt geben und stabilisierend sein
 

@Bjoern81

Hey Bjoern, das hört sich ja super an. Ich versuche auch nach und nach, einfach wieder in normales Leben zu führen.
Eine Frage nur:

Du bist mit deiner Medikation im Stande dazu, normal arbeiten zu gehen? Halbtags oder Vollzeit? Interessiert mich nur.

Zum Thema selbst vllt:

Ich habe in der Therapie gelernt, dass solche Gedanken wie "was wäre wenn..." nicht wirklich hilfreich sind. Allerdings klar, man kann das Szenario gerne mal durchspielen.
Ich bin allerdings der Meinung, man sollte die mit den Karten spielen, die einem nun gegeben wurden und versuchen das Beste daraus zu machen. Wie @Doppel_Standard ja schon meinte, sich regelmäßig aus der Komfortzone herauszuwagen. Das ist etwas essentielles, was nicht nur uns "kranke" betrifft, sondern damit sollte sich jeder Mensch beschäftigen, um voran zu kommen.
 

@Matthew Das habe ich auch gehört, dass es nicht gut ist immer nur zu Fragen „Was wäre wenn“ Es halt einen wohl nur in Gedanken fest und fördert kein aktives Handeln. Trotzdem wird es ja mal erlaubt sein zu träumen was möglich wäre…

Ich fange einfach mal an: Ich würde in ein Anderes Land ziehen, am besten wo es warm ist, ans Meer vielleicht.. Spanien oder Gran Canaria vielleicht.. Die Idee vom Ausland reizt mich schon sehr. Ausserdem würde ich mich gerne mit irgendwas Selbstständig machen, aber das wird in den nächsten 3-4 Jahren wohl erstmal nichts …

Gruß Doppel_Standard
 
Matthew schrieb:
Ich habe in der Therapie gelernt, dass solche Gedanken wie "was wäre wenn..." nicht wirklich hilfreich sind. Allerdings klar, man kann das Szenario gerne mal durchspielen.
Sie sind vor allem frustrierend denn man verpasst gerade bei jungem Erkrankungsalter und schwerem Verlauf wie bei mir quasi sein gesamtes Leben. Ich hatte so viel vor und konnte fast nix umsetzen. Hilfreich ist für mich sowieso nix mehr und das Krankenhaus besuche ich auch nur wenn mich die Polizei dort hin bringt. Bin mir sowieso nicht sicher ob ich mit oder ohne Tabletten kränker bin denn beide Zustände haben Vor- und Nachteile.

Matthew schrieb:
Ich bin allerdings der Meinung, man sollte die mit den Karten spielen, die einem nun gegeben wurden und versuchen das Beste daraus zu machen.
Man kann gar nicht mit anderen Karten spielen als man hat. Um in der Metapher zu bleiben: Man kann höchstens bei verdeckten Karten bluffen, aber auch das wird immer weniger weil sich der Trick schon durchgesetzt hat und alle bei jeder Gelegenheit "Karten auf den Tisch" schreien.
Matthew schrieb:
sich regelmäßig aus der Komfortzone herauszuwagen. Das ist etwas essentielles, was nicht nur uns "kranke" betrifft, sondern damit sollte sich jeder Mensch beschäftigen, um voran zu kommen.
Mein Rat: Sei nicht so streng mit dir. Genieß dein Leben und tu was dir Freude macht. Mach nur das nötigste von dem was die anderen dir erzählen dass es dich voran bringen würde.
 

Oh Mann, da hast du ja auch ne Ordentliche Packung abgekriegt @Enlightened. Ich kann dich irgendwie verstehen, aber irgendwie auch nicht. Mir gefällt dieser Zustand von „Ändern, anders machen, anpacken“ ganz gut. Da sind wir wohl ein bisschen Unterschiedlich. Aber an dem „Die Kirche im Dorf lassen“ ist wohl auch ne Menge dran…

Gruß,

Doppel_Standard
 

Und wenn ich so darüber nachdenke: Solange man weiß, dass man fantasiert ist es ja nicht schlimm. Wenn man sich im Wahn verliert schon eher, aber gegen so ein paar angenehme Tagträume ist wirklich nichts einzuwenden. Ist auf jeden Fall ein schöner Skill um sich das Leben ein wenig zu versüßen
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Enlightened schrieb:
Sie sind vor allem frustrierend denn man verpasst gerade bei jungem Erkrankungsalter und schwerem Verlauf wie bei mir quasi sein gesamtes Leben. Ich hatte so viel vor und konnte fast nix umsetzen. Hilfreich ist für mich sowieso nix mehr und das Krankenhaus besuche ich auch nur wenn mich die Polizei dort hin bringt. Bin mir sowieso nicht sicher ob ich mit oder ohne Tabletten kränker bin denn beide Zustände haben Vor- und Nachteile.

Man kann gar nicht mit anderen Karten spielen als man hat. Um in der Metapher zu bleiben: Man kann höchstens bei verdeckten Karten bluffen, aber auch das wird immer weniger weil sich der Trick schon durchgesetzt hat und alle bei jeder Gelegenheit "Karten auf den Tisch" schreien.

Mein Rat: Sei nicht so streng mit dir. Genieß dein Leben und tu was dir Freude macht. Mach nur das nötigste von dem was die anderen dir erzählen dass es dich voran bringen würde.
Das stimmt allerdings. Je jünger man bei Krankheitsbeginn ist , desto schlechter die Prognose, dass man später noch ein geregeltes Leben führen kann. In diesem Fall hatte ich "Glück" , dass die Krankheit bei mir erst Anfang 30 aufgetreten ist. Ausbildung war schon lange abgeschlossen und ich hatte schon 10 Jahre Berufsleben hinter mir. Nach meiner ersten Psychose war ich 18 Monate krank geschrieben und zum Glück habe ich einen guten und verständnisvollen Arbeitgeber. In der Zeit bin ich durch die Hölle gegangen. Mehrmalige Psychiatrie- und Tagesklinik Aufenthalte, Suizidgedanken , Depressionen. Dann als die Krankenkasse kein Geld mehr zahlen wollte, mit Wiedereingliederung begonnen. Als ich durch die Arbeit wieder Struktur hatte, ging es langsam bergauf. Heute kann ich sagen , ich bin nicht gesund , ich bin auf die Medikamente angewiesen, aber es stört mich nicht. Ich kann wieder ein halbwegs normales Leben führen.
 
Doppel_Standard schrieb:
Mir gefällt dieser Zustand von „Ändern, anders machen, anpacken“ ganz gut. Da sind wir wohl ein bisschen Unterschiedlich.
Nicht unbedingt. Früher hab ich auch alles immer wieder geändert, aber gebracht hat es mir nichts. Ich denke da war der Wille einfach stärker als der Verstand denn ich wusste ja eigentlich schon vorher dass es nicht an irgendeiner meiner Eigenschaften liegt dass nix lief wie ich es wollte sondern an der Erkrankung, die sich auch mit vielen unterschiedlichen Versuchen nicht bessern lies. Das einzige was mir wenigstens etwa ein Jahr etwas Besserung brachte war die Erleuchtung. Nach einer erstmal schwierigen Zeit ging es mir plötzlich deutlich besser aber keiner wusste warum und es lies sich trotz vieler Versuche auch nicht reproduzieren. Es war die einzige wirklich glückliche Zeit in meinem Leben seit meiner Kindheit. Es hat mir aber danach auch viel Frust gebracht denn seit ich gesünder war weiß ich noch viel deutlicher den Unterschied zur Krankheit und bin noch viel frustrierter über diese als vor der Besserung wo ich kaum noch wusste wie sich Gesundheit anfühlt und weniger vermisste.
 

@Enlightened Das musst du etwas genauer erklären mit deiner Erleuchtung. Du sagtest da ginge es dir unerklärlicherweise sehr gut. Aber jetzt ist das nicht mehr so ? Ich bin ja Neugierig wie andere mit dem Thema Psyche umgehen und was so alles passieren kann, wenn es schief läuft. Ich bin nur im Allgemeinen der Meinung: Lieber immer mal etwas ändern, wenn es nicht läuft, als allzu stoisch in einem Zustand zu bleiben der sich schlecht anfühlt
 
Doppel_Standard schrieb:
Das musst du etwas genauer erklären mit deiner Erleuchtung.
Was möchtest denn genauer wissen?
Doppel_Standard schrieb:
Lieber immer mal etwas ändern, wenn es nicht läuft, als allzu stoisch in einem Zustand zu bleiben der sich schlecht anfühlt
Wie gesagt, das habe ich schon hinter mir. Nach dem tausendsten Versuch akzeptiert man irgendwann dass man etwas kaputtes nicht reparieren kann.
 

@Enlightened Stimmt. Das was man nicht ändern kann akzeptieren, aber das was man ändern kann aktiv angehen. Auch wenn die eigene Fitness und Stimmungslage es einem schwer macht..
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Ja und schizophrenie ist eben unheilbar. Es lohnt sich also die Erkrankung zu akzeptieren. Trotzdem ist sie "gut behandelbar" man kann also immer an vielen Punkten etwas verbessern.

Ich finde man sollte aber auch im Sinne des Psychopunk sagen, dass es genauso OK ist keine Kraft oder Lust mehr zu haben etwas zu ändern. Diese Menschen sind genau so wertvoll.
 
KotosWegbegleiter schrieb:
Trotzdem ist sie "gut behandelbar" man kann also immer an vielen Punkten etwas verbessern.
Ja, z.B. die minimalste wirksame Dosis rausfinden damit nicht allzuviele Therapieschäden davon trägt
 
Doppel_Standard schrieb:
Also meine Frage an euch: Wenn ihr alles machen könntet… Was wäre das?
Heute mit der Erkrankung steht mir die Welt zum Teil mehr offen wie vorher. Vorher bestand mein Leben fast nur aus Arbeit und Geld verdienen und mir fehlte ein Sinn darin.

Vielleicht würde ich mir eine Frau suchen und eine Familie gründen wenn ich keine Erkrankung hätte, was so zumindest schwieriger erscheint.
 
Doppel_Standard schrieb:
Wenn ihr alles machen könntet… Was wäre das?
In Las Vegas einen Strip Club eröffnen und Drogen aus Kolumbien schmuggeln. Oder meine eigene Sekte gründen wie im Postal Film.

Aber dafür wäre ich auch ohne Krankheit null der Typ für.
 

Ich würde definitiv mehr reisen und Spannende Orte besuchen. Ich fühle mich zuhause immer wie eingekerkert..
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Ich mache gerne so Kurzreisen/Ausflüge, etwa gehe ich gerne mal in den Freizeitpark oder Zoo. Dank Corona kann ich mich wieder etwas mehr für Wandern begeistern. Ich würde gerne mehr Fahrrad fahren um bisschen abzuspecken.
Eigentlich sind das alles Dinge die ich auch mit der Erkrankung machen kann.

Ich finde die Erkrankung öffnet mehr Türen und Möglichkeiten als sie schließt.
Es gab natürlich auch Zeiten wo es mir schlecht ging und man da wirklich am verzweifeln ist, aber dafür schätzt man vielleicht auch das was man hat später mehr.
Also eigentlich fällt mir nix ein. Gut beruflicher Erfolg und ein höherer sozialer Status darauf muss ich wohl irgendwo verzichten.

 
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