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Im Forum findet man eine neuartige medikamentöse Behandlungsoption für Psychose, welche bei Negativsymptomen wirksam ist und ein relativ normales Leben trotz der Erkrankung ermöglicht. Psychose / Schizophrenie kann auch der Anfang von einem besseren Lebenskapitel sein und es gibt auch viele Chancen, die damit eröffnet werden.

MeinSchatz

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11 Juni 2021
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15

Hallo, ich habe eine Autismus Spektrum Störung und mein Partner hat kürzlich die Diagnose paranoide Schizophrenie erhalten. Wir haben zusammen Kinder.

Die ersten Monate unserer Beziehung waren traumhaft, aber dann kamen mehr und mehr Ungereimtheiten zum Vorschein und schließlich hatte er (rückblickend) einen Schub.

Er hatte es nicht leicht mit mir, weil ich sehr offen bin (wobei das auch gleichzeitig sehr positiv sein kann), Schwierigkeiten habe, Botschaften und Appelle bei anderen zu erkennen und selbst oft keine sende, wo andere welche vermuten. Zudem sehe ich anderen manchmal nicht an, in welcher Stimmungslage diese sich befinden und reagiere teilweise gar nicht. Es ist aber wohl bei ihm auch generell schwer erkennbar in welchem Gemüt er sich befindet (Es sei denn, er befindet sich in seinem kindlichen Modus). Jedenfalls gibt es oft Missverständnisse innerhalb unserer Kommunikation. Auch er bringt seinen Anteil mit- ich dachte lange, er habe ADS, aber nun weiß ich, dass unter anderem seine Vergesslichkeit (wenn man das so überhaupt nennen kann, denn teilweise verschwinden Informationen einfach komplett und er hat unbehandelt keinen Zugriff darauf und glaubt mir dann auch nicht, wenn ich etwas richtig stellen möchte) ein Symptom seiner Schizophrenie ist.

Es entwickelte sich zwangsläufig eine Dynamik, die für ihn und mich oft viel Leid bedeutete.

Zwischen den anstrengenden Phasen war es aber auch immer so schön mit ihm. Wir kamen uns immer wieder sehr nahe und konnten unsere Probleme auch zu großen Teilen klären, aber irgendwie fingen wir immer wieder bei 0 an, sobald er mir gegenüber misstrauisch wurde, da er immer wieder von mir irritiert wurde, wie ich heute verstanden habe. Ich rede sehr unbedarft und meine das meiste, was ich sage, ganz genau so, wie ich es sage - ohne Subtext. Ich muss immer wieder etwas gesagt (worin er etwas interpretierte, was nicht da war) und mit meiner irritierten Reaktion auf seine Reaktion ihn dann restlos irritiert haben, ohne das zu wollen, ohne darüber in Kenntnis darüber zu sein, was ich da anrichte (Ich muss dazu sagen, dass ich meine Diagnose auch erst während unserer Partnerschaft bekam).

Ich versuche mich kurz zu fassen..

Er ist nun seit etwas mehr als zwei Wochen in Behandlung. Er erlebte die Welt neu, wie er mir berichtete. Er hatte zu Beginn seiner Behandlung zu niemandem mehr Bezug. Auch nicht zu seinen eigenen Kindern. Trotzdem hatten wir eine unglaublich schöne Woche mit einer sehr offenen Kommunikation, was sehr heilsam für uns beide war. Er gewann nach und nach auch wieder den Bezug und konnte mir vor ein paar Tagen auch wieder sagen, dass er mich liebt (Ich habe ihn nicht gedrängt, ihm seinen Raum gelassen).

Nun vergaß er einmal sein Medikament und schlief viel zu wenig. Er nahm sein Medikament (Seroquel) vormittags um 10 Uhr (ein Drittel der üblichen Dosis) ein, statt abends vor dem Schlafengehen. Mittags wirkte er sehr entspannt auf mich (Er befand sich in seinem kindlichen Modus). Sagte mir immer, wie lieb ich bin und war sehr anschmiegsam.

Dann übernahm er sich abends. Er legte unseren Kleinsten hin. Dieser machte nicht so, wie er sollte und quengelte viel. Ich selbst war auch extrem fertig, überreizt und brauchte Pause (sonst droht der Meltdown/Shutdown im schlimmsten Fall und das zieht Folgen nach sich). Plötzlich brüllte der Kleine sich in Rage und mein Partner verließ das Kinderzimmer (der Kleine hat Angst alleine, weswegen er gebrüllt hat). Ich schüttelte dezent, aber wohl sichtlich mit dem Kopf, was er als Angriff auffasste (Ich war überfordert, aber ich verstehe ihn rückblickend).

Jedenfalls schnauzte er mich an, während der Kleine brüllte, ich hielt mir die Ohren zu, weil es so dröhnte.

Ich wollte eine Grenze ziehen und ihm klar machen, dass er mich nicht anschnauzen darf, wenn der Kleine so brüllt, war dabei schon sehr zittrig. Dann artete die Situation in einen Streit aus und ich bekam einen Meltdown - ich verließ das Zimmer, weil ich nicht wollte, dass er dies mitkriegt, aber er kriegt das natürlich trotzdem mit (ich schlage mich dann oft selbst).

Ich ging danach zu den Kindern. Denen ging es gut. In der Zeit ergriff er die Flucht. Er drohte damit, die Polizei zu rufen, sollte ich ihm folgen, meinte, er meldet sich in 14 Tagen, blockierte mich dann.

Ich war vollkommen aufgelöst. Konnte noch gar nicht das Ausmaß seiner Erkrankung verstehen, obwohl ich mich darüber gründlich informierte.

Seit einem ganzen Tag bin ich blockiert. Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir und kann nichts essen. Seine Schwester vermittelt ein wenig zwischen uns bzw teilte sie mir mit, wie schlecht es ihm ginge und wie viele Vorwürfe er sich mache, aber dass es wichtig sei, dass ich ihn noch in Ruhe lasse. Er würde sich in wenigen Tagen melden und mir mit den Kindern helfen.

Ich dachte dann, dass ich nach einem Forum schauen möchte und bin auf euch gestoßen. Ich finde ihn in so vielen Beiträgen hier wieder und es macht mir so vieles klar. Es tut mir so leid, dass es ihm so schlecht geht und ich fertigte schon eine Liste an, nach der ich mich orientieren möchte. Zb möchte ich emotionsgeladene Themen am Abend meiden; wenn es mir schlecht geht, mir erstmal selbst helfen und mich beruhigen, bevor ich etwas anspreche (Ich mache das auch im Regelfall, aber es sollte nur noch so sein..); ihm abends immer den Kleinen abnehmen, damit er nicht in Bedrängnis kommt, wenn die Wirkung seiner Medikation nachlässt. Auch werde ich versuchen, an meiner sozialen Kompetenz zu arbeiten. Ich bin schon auf der Warteliste bei einer Autismus Ambulanz für Beratungsgespräche.

Ich möchte alles tun, was in meiner Macht steht, damit es uns als Familie gut geht.

Ich möchte auch noch dazu sagen, dass er schon lange vor unserer Beziehung an Schizophrenie litt, ohne es zu wissen. Er hörte auch schon Stimmen, als er noch ein kleiner Junge war. Das noch als Zusatzinformation.

Ich bin froh, dass es dieses Forum hier gibt.

Danke und viele Grüße
 

hey,

ich werde ganz offen reden und versuchen klare Sprache zu verwenden, damit wir uns beide verstehen.

Schizophrenie ist eine sehr komplexe Krankheit. Sie erfordert von Angehörigen viel Einfühlungsvermögen, damit sich der Schizophrene nicht emotional verletzt fühlt.

Dieses Einfühlungsvermögen hast du nicht. Du bist also nicht die richtige Person, um ihm bei irgendwas zu helfen.

Das wird immer wieder zu Missverständnissen führen und zu hoch emotionalen Situationen führen, also Streit. Daher braucht ihr klare Regeln, um das zu vermeiden.

Ihr solltet die Kinder ein paar Tage zu den Großeltern und einen Urlaub machen.

Dort müsst ihr die Vereinbarung treffen, dass jeder sein Bestes gibt um Streit zu vermeiden. Wenn einer befürchtet, dass es einen Streit geben könnte, dann zieht derjenige seinen Personalausweis und hält ihn in die Luft. Dieses Signal bedeutet für Beide, dass jetzt Ruhe herrscht. Es wird nicht gesprochen. Jeder geht in sein Zimmer und es wird eine Nacht geschlafen. Erst morgen, wenn sich beide beruhigt haben, kann über das Thema geredet werden.

Ihr müsst die Vereinbarung treffen, dass auf keinen Fall jemals geschrieen wird. Niemand darf Schreien oder laut werden. Das ist verboten.

Aber trotzdem schafft ihr das nicht alleine. Ihr braucht einen Babysitter oder eine Haushaltshilfe, der es möglich ist spontan vorbei zu kommen. Falls Oma und Opa in der Nähe wohnen, dann sollen diese das machen, ansonsten müsst ihr Jemanden bezahlen. Wenn dann bei euch eine Krise ist, also eine Situation in der einer von euch beiden oder ihr beide euch nicht ausreichend um die Kinder kümmern könnt, dann ruft ihr den Babysitter.

Zusätzlich braucht ihr Beide einen Therapeuten. Ihr müsst versuchen langfristig jede Woche einen Termin bei einem Therapeuten zu haben. Jeder seinen eigenen. Dort könnt ihr beide die Woche mit dem Therapeuten besprechen und das weitere Vorgehen planen und euch Konflikte erklären lassen, um in Zukunft harmonischer also ohne Konflikte oder Streit zusammen zu leben.

Wenn Jemand die Krankheit Schizophrenie hat, dann kann es sein, dass er Wahnsinnig wird. Das bedeutet, dass er die Welt nicht mehr richtig versteht. Er versteht sie falsch. Er ist irrational und unsachlich. Er hat Situationen in denen er falsche Dinge glaubt. Dinge die nicht Realität sind.

Dazu können auch optische Halluzinationen und akustische Halluzinationen also “Stimmen hören“ kommen.

Oft ist die Symptomatik aber sehr diffus. Also die Symptome sind oft nicht einfach und klar erkennbar.

Dazu kommt die sogenannte Negativsymptomatik. Also neben den positiven Symptomen wie Halluzinationen oder Stimmen hören (welche ein “zu viel“ an Wahrnehmung sind) hat er auch Symptome, bei denen etwas bei ihm “zu wenig“ ist. Das ist beispielsweise, wenn er zu wenig redet oder wenn er keine Kraft hat oder sogar Depressionen.

Aber da du bereits normale Menschen nicht richtig einschätzen kannst. Kannst du noch weniger einen Schizophrenen richtig einschätzen. Weil dieser ein noch komplizierterer Mensch ist.

Ihr müsst also auch die Regel aufstellen, dass ihr eine “neutrale Verhandlungsperson“ habt. Wenn du den Eindruck hast, dass etwas nicht stimmt mit ihm oder etwas nicht richtig ist, dann kannst du die Verhandlungsperson anrufen und sie spricht mit euch beiden. Diese Person kann die Situation und die psychische Verfassung deines Mannes einschätzen und entscheiden, ob dieser in ein psychisches Krankenhaus muss oder ob er nur dir das Verhalten erklären muss. Diese Person kann beispielsweise ein Freund, ein Verwandter oder ein Therapeut sein.

Wenn ihr diese Regeln befolgt, dann sollte einer glücklichen Ehe nichts im Wege stehen. Das braucht etwas Zeit damit es gut funktioniert und sich jeder an die klaren Regeln hält.

Denk immer daran, das Wohl der Kinder steht immer im Mittelpunkt. Aber ihr müsst euch gegenseitig Gutes tun, damit ihr die Kraft habt für die Kinder da zu sein.

Ich mag Menschen auf dem Autismusspektrum eigentlich sehr, wenn sie verstanden haben, dass sie Autisten sind. Ihr versteht menschliche Situation zwar nicht. Aber man kann euch einfach die Situation erklären und euch sagen was ihr zu tun habt. Dann seid ihr sehr rationale, logische und sachliche Menschen. Sagt deinem Freund einfach er soll dich behandeln wie einen Computer. Er soll dir einfach Anweisungen geben und du wirst sie ausführen und dabei deine Grenzen respektieren. Dann bekommt er was er will und du bekommst klare Ansagen.

Viel Erfolg.
 

@KotosWegbegleiter

Vielen Dank für deine ausführliche Nachricht. Du hast unsere Situation offensichtlich sehr gut erfasst.

Tatsächlich habe ich schon eine Therapeutin, mit der ich regelmäßig über meine Partnerschaft spreche und sie hat einen sehr liebevollen Blick auf ihn über meine Erzählungen. Sie war mir besonders gestern, nachdem er mich blockierte, eine große Stütze, besonders aus dem Grund, weil sie so sachlich und respektvoll bleibt.

Mein Mann lässt sich hauptsächlich von seiner Schwester helfen. Sie wird ihm auch einen Therapeuten suchen. Sie vermittelt auch gut zwischen uns- vielleicht wäre sie zb geeignet für eine "neutrale Verhandlungsperson". Ich bin auf jeden Fall offen dafür, weil ich die Idee als äußerst sinnvoll erachte.

Eine Haushaltshilfe bekomme ich seit ein paar Monaten von der Krankenkasse übernommen. Die Mutter meines Partners hilft uns auch viel. In der Woche, in der es - seit Diagnosestellung - so schön mit ihm wahr, waren die Kinder auch bei der Oma. Das zeigt mir auch, dass die Belastung zu groß wurde mit Kindern und der teilweise sehr anstrengenden Kommunikation. Wir kriegen das ohne zusätzliche Belastung sogar gut hin, war mein Eindruck.

Nachdem die kinder wieder gekommen sind, gab es gleich eine schlimme Situation für ihn, als ich unbedarft meinen Routinen folgte, als wir unterwegs waren und er mich nicht sehen konnte. Unsere Tochter war bei ihm. Er ist direkt in Panik verfallen und hat vergessen, wo er ist und sogar wer er ist. Als er mich gesehen hat, kam er ziemlich aufgebracht zu mir, um mir zu sagen, dass ich nicht einfach weggehen darf. In der Situation konnte ich nicht auf ihn eingehen, weil ich davon ausging, dass es ihm wieder ok ginge, da er mich wieder in seinem Blickfeld hat. Dem war gar nicht so. Er hat ca eine Stunde gebraucht, bis es ihm wieder ok ging und ich habe das nicht erfassen können
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Wir regelten die Situation dann im Nachhinein. Er erklärte, immer, wenn er "panisch" sagt, soll ich ihn entweder kurz berühren, wenn ich kann oder liebe Sachen zu ihm sagen. Eine sehr verständliche Regel, die ich gut befolgen kann.

Auch haben wir die Regel aufgestellt, alles vorab zu besprechen, auch wenn dies meine Routinen betrifft.

Wenn er wieder bei mir ist, hoffe ich, dass er noch bereit ist, mit mir die Regeln zu erweitern. Ich habe Sorge, dass er denkt, dass ich ihm zu viel bin, aber das muss ich jetzt erstmal aushalten.

Nochmal danke und eine gute Nacht
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@MeinSchatz

Kurz zu mir, ich bin selbst erkrankt, habe mich aber intensiv mit der Erkrankung und Therapien beschäftigt und so einen Weg gefunden die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

Ihr steht da am Anfang der Erkrankung(Krankheitsausbruch), von daher kann diese Zeit erstmal besonders schwer und belastend für alle sein.
Vielleicht ergänzt ihr euch da Gegenseitig etwas und könnt gegenseitig einen Nutzen von den Problemen des Anderen ziehen.

Psychose kann erstmal sehr irrational sein, am Anfang empfiehlt es sich das er zumindest regelmäßig seine Medikamente einnimmt in den minimal notwendigen Dosierungen.
Volkmar Aderhold hat da eine sehr gute Pionierarbeit geleistet:
https://www.dgsp-ev.de/fileadmin/us...hold_Neuroleptika_minimal_12-2014.-Januar.pdf

Auf Seite 7 in der rechten Spalte findest du die minimalst nötigen Dosierungen die man anpeilen kann.
Häufig nehmen Betroffene keine oder kaum Medikamente ein, das kann in eurer Situation da zu Problemen beitragen weil man dann auch mehr Positivsymptome hat und das Konfliktpotential steigt, also man steigert sich dann einfach grundlos in Sachen rein und würde irgendwann selbst wenn man alleine wäre durchdrehen. Insofern wäre es gut wenn du bisschen kontrollierst ob er seine Medikamente wirklich einnimmt und er dir dahingehend nix vormacht, damit ihr zumindest Beide erkennt ob es daran liegt, denn grade bei so Absetz- und Reduzierungsversuchen muss man sehr vorsichtig sein und da braucht man als Erkrankter auch eine Bezugsperson die einen reflektieren kann wenn die Symptomatik zu krass ist.
Also das wahnhafte Erleben ist normalerweise nur schwach (Misstrauen etc.) in der Psychose rückt das stark in den Vordergrund so das man glaubt dieses Misstrauen oder andere wahnhaften Gedanken sind die Realität. Sowas wie eine Wahrheit die sich hinter den Dingen verbirgt, man sieht dann nur noch das was man glaubt zu wissen und Halluzinationen können dieses Erleben dann noch verstärken.

Da er vormittags das Seroquel eingenommen hat, könnte das ein Hinweis sein das er abends seine Medikamente weglässt oder zu weit reduziert hat.

Ich hatte früher mal Risperidon womit ich kaum zurecht gekommen bin, Seroquel hat da ein ähnliches Nebenwirkungsspektrum. Das sind ja an sich sehr starke Medikamente, die einen auch Einschränken, von daher nimmt man diese auch ungerne ein, die Negativsymptome der Psychose bleiben meist unbehandelt oder werden mit diesen Medikamenten kaum besser, was eben zu zusätzlicher Belastung führt, da Negativsymptome eben eine starke Motivationslosigkeit ist erfordert das auch viel Verständnis von dir, wenn er nimmer so kann wie er sollte.

Falls er nimmer Arbeiten kann oder berufliche Probleme da sind, dann besteht bei der Erkrankung häufig ein Anspruch auf Erwerbsminderungsrente, dafür bracht man nur wenige Beitragsjahre. Insofern wäre das eine Möglichkeit falls er vor seiner Psychose gearbeitet hat. Man kann zu dieser Erwerbsminderungsrente dann noch 525€ ohne Abzüge dazuverdienen was bei dieser Erkrankung im Rahmen dessen liegt was möglich ist.
Vollzeitarbeit, da sehe ich bei einer richtigen Schizophrenie keine echte Chance, da man da normal zu viele Probleme hat und diese Belastung zu groß ist. Negativsymptome die grade auch unter Neuroleptika verstärkt auftreten, sind da sehr krass so das es zum Teil eine Aufgabe ist ein normales Leben ohne Arbeit hinzubekommen.
Hier eine Seite/Broschüre bezüglich der Erwerbsminderungsrente:
https://www.deutsche-rentenversiche...derungsrente/erwerbsminderungsrente_node.html

Das wäre zumindest etwas was stark entlasten kann und finanzielle Sicherheit schafft die man auf den freien Arbeitsmarkt bei der Erkrankung verliert.

Bezüglich seiner Medikamente würde ich euch empfehlen, das er diese auf längere Sicht komplett umstellen sollte. Seroquel(Quetiapin) ist kein besonders gutes oder schlechtes Medikament, allein für sich bringen diese Neuroleptika/Antipsychotika meist keinen großen Erfolg und unterdrücken vor allem die Symptomatik.

Hier im Forum findest du meine Medikamenteempfehlung die mit dem gut verträglichen Neuroleptikum Aripiprazol funktioniert:
Medikamene-Empfehlung bei Psychose

Das Aripiprazol hat von der Verträglichkeit viele Vorteile und nur wenige Nachteile von daher wäre eine Umstellung vom Seroquel darauf ratsam und sollte normal kein Problem darstellen.
Dafür muss man mit seinen Psychiater sprechen, oft reichen 5mg (Minimumdosis) da aus. Bei den Neuroleptika gilt da eher das Motto "soviel wie nötig". Bei zu hohen Dosierungen nehmen die Nebenwirkungen und Negativsymptome zu und bei zu wenig treten Positivsymptome aber auch zum Teil Negativsymptome verstärkt auf. Insofern muss man da ein Mittelding erstmal finden womit man klarkommt. Dieser Wirkstoff wird morgens eingenommen, also hat keine schlafanstoßende oder sedierende Wirkung wie Seroquel.

Das alleine wäre eben nur die halbe Miete. Diese Neuroleptika (erstmal egal welcher Wirkstoff) behandeln vor allem die Positivsymptome, die Psychose ist oft chronisch im Verlauf, also auch mit diesen Medikamenten ist lediglich eine Behandlung der Erkrankung aber normal keine Heilung möglich. Insofern wird man normal immer wieder rückfällig wenn man diese Wirkstoffe absetzt und gerade deswegen sollte man bei so Reduzierungsversuchen sehr planvoll rangehen und zusätzliche Möglichkeiten nutzen.

Oben im Link zur Empfehlung sind weitere Antidepressiva zusätzlich angegeben, wo später Bupropion(SNDRI Antidepressivum und Nikotinentwöhnung)+Citalopram(SSRI-Antidepressivum) zusätzlich zum Aripiprazol sehr ratsam wären.
Das Bupropion wirkt gegen die Negativsymptome der Erkrankung und gegen Unruhe / Stimmungsschwankungen, was beim Aripiprazol sonnst eher begünstigt wird und das Citalopram dämpft die Libido und emotionale Wahrnehmung was beim Aripiprazol sonnst auch eher verstärkt sein kann, zusätzlich hilft Citalopram gegen bestimmte Nebenwirkungen die sonnst Bupropion haben kann. Insgesamt sind diese Antidepressiva sehr gut verträgliche Wirkstoffe die eben die Wirkung des Aripiprazols abrunden/verbessern.
Mithilfe dieser Antidepressiva hat man dann eine Chance das Aripiprazol nur noch in Intervallen einnehmen zu können, was bedeutet eben das man den Wirkstoff über mehrere Wochen absetzen kann und dabei stabil bleibt und sich gleichzeitig die Negativsymptome bessern, weil gerade dann die Antidepressiva besonders gut anschlagen.

Zumindest würde ich euch empfehlen erstmal die Möglichkeit einer Umstellung vom Seroquel auf das Aripiprazol in Betracht zu ziehen. Wenn das funktioniert und hilft, dann könnte man später das mit den Antidepressiva machen, was aber auch voraussetzt das der/die Psychiater/in das mitmacht, weil das an sich keine Standardbehandlung ist und man sich normal von den Antidepressiva keine besondere Wirkung (bei Psychose) erwartet.
Ich kann das aber wirklich nur empfehlen, bei mir hat das viele dieser zwischenmenschlichen Konflikte gelöst auch jene die wie in einer Dauerschleife sich ständig wiederholt haben.

Das ganz mit den Umstellungen würde eben seine Zeit brauchen, aber das wäre meiner Meinung nach der beste Weg das ihr wieder zu einen normalen und glücklichen Leben findet. Sehr vieles hängt da von den Medikamenten ab und bei den üblichen Behandlungen mit Antipsychotika ist dieser Heilung eben grenzen gesetzt. Mit den zusätzlichen Antidepressiva kann man gezielt die Negativsymptome aber auch Stimmungs- und Emotionale Schwankungen behandeln, das ist für die langfristige Heilung der Erkrankung also sehr wichtig oder entscheidend.

Das wären zumindest die Punkte die ich sehr wichtig finde. Insofern würde sich dann auch das Konfliktpotential abbauen und es wäre deutlich einfacher für Euch diese Streitigkeiten oder Konfliktsituationen zu bewältigen oder bereits in der Entstehung abzubauen.
 

@Admin

Erstmal vielen Dank für deine Nachricht!

Ich glaube, dass ein paar Missverständnisse vorliegen.

Er war bei mir und hatte sein Medikament vergessen. Um noch genauer zu sein, ist ihm das mitten in der Nacht aufgefallen (Er hat noch einen zweitwohnsitz, in den er sich zu geregelten Zeiten zurückzieht - immer von Samstagabend auf Mittwoch Vormittag). Er konnte dann nur sehr schlecht schlafen (Er kaum auf drei Stunden Schlaf). Am nächsten Morgen sind wir zu seiner Wohnung gefahren und bei mir Zuhause wieder angekommen, hat er sie dann genommen (erstmal nur 1/3 seiner üblichen Dosis, warum er das gemacht hat, weiß ich aber nicht - vermutlich damit er nicht den ganzen Tag verschläft). Dann schlief er nochmal zwei Stunden bis Mittag und am Abend ist es zwischen uns eskaliert, nachdem er unseren quengelnden Sohn hinlegen wollte.

Am Anfang der Erkrankung stehen wir auch nicht. Er hatte schon Halluzinationen, als er noch ein Kind war und immer wiederkehrende Knallgeräusche in seinem Kopf. Früher hatte er seiner Aussage nach "Gewaber" in seinem Kopf (undefinierbare Worte/Stimmen). Eine frühere Ärztin gab ihm Risperidon, um dieses "Gewaber" zu behandeln, klärte ihn aber nicht darüber auf, dass er eine Schizophrenie hat (oder sie wusste es nicht). Zudem nahm er lange Venlafaxin ein. Zunächst setzte er dann das Antipsychotikum ab, als unser Kleinster wenige Monate alt war und irgendwann auch das Antidepressivum und bekam dafür Lithium, aber mit dem Wissen, dass seine Depression behandelt wird, was nicht restlos der Fall war, da er immer wieder nach Überforderungssituationen und emotionalen Stress durch irgendwelche Missverständnisse in unserer Kommunikation mit Stupor oder Katalepsie reagierte (Bewegungsarmut/-unfähigkeit). Er konnte in so Zuständen dann auch nicht mehr reden. Bevor er das hatte, war er immer sehr gereizt und verteidigte sich vehement, auch wenn ich nichts gesagt habe, was ihn normalerweise hätte angreifen können. Wir hatten auch zwischendurch immer wieder ganz schlimme Konflikte, in denen er mir vorgeworfen hatte, dass ich ihn manipuliere und er mir nichts glaubte. Wir wussten beide die ganze Zeit nicht, was los ist. Das geht schon Jahre so.

Jetzt hat es sich allerdings richtig zugespitzt. Vor drei Wochen ca kam dann der Tiefpunkt und endlich auch die Diagnose von einer neuen Psychiaterin.

Ansonsten nochmal vielen lieben Dank für die wertvollen Infos!

Grüße
 

Vielleicht hat dein Mann gar keine Depression und es handelt sich hierbei um Negativsymptome der Schizophrenie.

Dein Mann muss eindeutig wieder die Medikamente nehmen. Dann wird das schon wieder. Wir als Menschen haben die Eigenschaft schlimme Erlebnisse irgendwann zu vergessen und Positive im Kopf zu behalten. Wenn du z.B. dein Leben rückblickend betrachtet, dann wird dir auffallen, dass selbst dunkle Zeiten viel positiver abgespeichert sind in deinem Kopf, als sie es waren.

Vielleicht werden, wenn er die Medikamente wieder einnimmt, die aktuellen Geschehnisse irgendwann zu einem dunklen Schatten in der Vergangenheit verblassen, bis ihr die Ereignisse schlussendlich fast vollkommen vergesst.

Immer positiv bleiben und hoffen.
 

@Kuehnibert

Genau das denke ich mittlerweile auch, dass das Negativsymptome sind. Er nimmt sein Seroquel auch wieder geregelt ein und ich werde ihn dabei unterstützen, dass das so bleibt, sobald er wieder bei mir ist.

Danke für deinen Zuspruch. Positiv bleiben, ist vermutlich das Schlauste in der Situation.

Grüße
 
Kuehnibert schrieb:
Wir als Menschen haben die Eigenschaft schlimme Erlebnisse irgendwann zu vergessen und Positive im Kopf zu behalten. Wenn du z.B. dein Leben rückblickend betrachtet, dann wird dir auffallen, dass selbst dunkle Zeiten viel positiver abgespeichert sind in deinem Kopf, als sie es waren.
Krass. Das ist bei mir genau andersrum. Wie alt bist du? Mich quälen die Erinnerungen an die Vergangenheit. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals irgendwas gut war. Geht das irgendwann vorbei?

Aber ja, die ganz traumatischen Ereignisse, die ich nicht in mein Leben integrieren kann, habe ich tatsächlich begraben und verdrängt.
 

Das ist zumindest das, was ich in meinem Psychologiestudium gelernt habe.

Bei depressiven Menschen ist das vielleicht auch anders herum. Hier ist das Selbstwertgefühl gering. Als Folge kann man zum Beispiel keine Komplimente annehmen. im ersten Augenblick freut sich ein Depressiver über ein Kompliment, doch das Selbstwertgefühl ist so gering, dass der Depressive dann denkt: ach das was die andere Person da positives über mich sagt, stimmt eh nicht. Das annehmen des Kompliments findet daher nicht statt. Stattdessen besteht fast ein Verlangen danach, negative Dinge über sich selbst zu hören. Der Depressive freut sich zwar nicht über negative Aussagen zur eigenen Person, allerdings sieht er diese als wahr an.

Ich kann mir vorstellen, dass bei Depressiven vielleicht auch die Art und Weise der Verarbeitung von Erinnerungen eher durch ne negative Brille stattfindet, aber genau wissen tue ich es nicht.

Das wäre vielleicht ne Antwort.

Andererseits findest du wirklich, dass die Vergangenheit im Rückblick negativer wirkt, als zu der Zeit als du sie durchlebt hast?

Ich bin 26. Ich hatte ne Drogenpsychose vor etwas mehr als 2 Monaten. Mich haben bisher keine Negativsymptome geplagt, bzw. nie länger als ein paar Tage am Stück. Ich kann dir keine Antwort geben, ob das je wieder vorbei geht. Aber man sagt ja allgemein, dass die Negativsymptome irgendwann wieder nachlassen. Du hattest ja in der Vergangenheit nen psychotischen Schub. Ist es da irgendwann vorbei gegangen?
 
Kuehnibert schrieb:
Andererseits findest du wirklich, dass die Vergangenheit im Rückblick negativer wirkt, als zu der Zeit als du sie durchlebt hast?
Ja, ich habe Depressionen. Kann also daran liegen. Auch wenn ich gute und schlechte Tage habe. Schlechter als zu der Zeit sind die Erinnerungen nicht. Sie waren damals auch unerträglich. Ich habe mir inzwischen angewöhnt meine Frau dann nach guten Erinnerungen zu fragen. Oft sehe ich an diesen Erinnerungen auch etwas schlechtes. Aber sie hat sich inzwischen eine Sammlung zugelegt, die mich dann überzeugen, dass nicht alles schlecht war.

Finde ich super, dass du im Studium Fachkenntnisse sammeln konntest. Davon kann das Forum nur profitieren. Ich frage mich eh oft, warum sich nicht mehr Therapeuten im Internet in einschlägigen Orten beteiligen, an denen drigend Hilfe benötigt wird. Aber kann mir vorstellen, wenn man das den ganzen Tag macht, freut man sich auch über einen Feierabend.
 

Danke... aber bin erst im 2ten Semester und klinische Psychologie werde ich leider nie haben. Ich bin also absoluter Laie
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Kuehnibert schrieb:
Das ist zumindest das, was ich in meinem Psychologiestudium gelernt habe.

Bei depressiven Menschen ist das vielleicht auch anders herum. Hier ist das Selbstwertgefühl gering. Als Folge kann man zum Beispiel keine Komplimente annehmen. im ersten Augenblick freut sich ein Depressiver über ein Kompliment, doch das Selbstwertgefühl ist so gering, dass der Depressive dann denkt: ach das was die andere Person da positives über mich sagt, stimmt eh nicht. Das annehmen des Kompliments findet daher nicht statt. Stattdessen besteht fast ein Verlangen danach, negative Dinge über sich selbst zu hören. Der Depressive freut sich zwar nicht über negative Aussagen zur eigenen Person, allerdings sieht er diese als wahr an.

Ich kann mir vorstellen, dass bei Depressiven vielleicht auch die Art und Weise der Verarbeitung von Erinnerungen eher durch ne negative Brille stattfindet, aber genau wissen tue ich es nicht.

Das wäre vielleicht ne Antwort.
das finde ich sehr interessant.

Ich leide unter diversen Komorbiditäten. Eine davon ist ebenfall die Depression. Ich kann Komplimente allerdings meist gut annehmen, sofern sie mit meiner Wahrheit übereinstimmen.

Aber vielleicht verhält sich die Depression bei mir auch atypisch oder ich habe gar keine "echte" Depression, sondern leide schlichtweg unter den Folgen von Overloads/Meltwon/Shutdown.
 

@Kuehnibert Also wenn du zuviel Zeit hast und etwas Englisch kannst: Hier ist eine kostenfreie Einführungsvorlesung zu klinische Psychologie, die du online absolvieren kannst

https://www.edx.org/course/introduction-to-clinical-psychology

und hier ist eine youtube playlist zu dem Thema:

https://www.youtube.com/playlist?list=PLxoLPZqbvRIqi5ehtNPWByudDzYqUMJTa

(Nicht wundern ich sammle solche Links hobbymäßig, aber absolviere sie nicht selbst.)

@MeinSchatz Sorry für das Derailing deines Themas hier.
 

ich habe von seiner Schwester erfahren, die sich aktuell um ihn kümmert, dass er sich in 12 Tagen bei mir melden wird. Es geht ihm wohl sehr schlecht. Er ist stark sediert, er redet höchstens mit seiner Schwester und sonst mit niemandem. Ich komme gar nicht zu ihm durch, habe komplette kontaktsperre.. Er hatte zunächst angekündigt, dass es 14 Tage sein werden, aber gestern dachte ich, es wird in wenigen Tagen stattfinden. Das war aber wohl ein Missverständnis.

Kann mir jemand vielleicht erklären, wieso er gar keinen Kontakt mit mir haben kann. Liegt es daran, dass er so schnell durch mich irritiert werden kann? Er hat wohl einen schlimmen Schub, aber ich leide auch sehr darunter, nicht zu ihm zu können. Ich muss es akzeptieren und ich werde auch nichts tun, um ihn unter Druck zu setzen.
 

Das liegt überhaupt nicht an dir und ist nicht deine Schuld. Mit wem wir reden können und wem wir in psychotischen Phasen vertrauen ist vollkommen irrational und hat keine Relevanz für die reale Welt.

Also das kann wirklich vollkommen wirr sein. Er könnte beispielsweise denken, dass du ein Spion des CIA bist, der in eine Verschwörung mit Menschen aus dem Internet verwickelt ist und auf seinem Handy einen Staatstrojaner installieren willst. Also das hat wirklich nichts mit dir zu tun, dass er grade denkt er könne seiner Schwester mehr vertrauen. Der Streit spielt da sicher grad eine kleinere Rolle.

Lass ihm einfach Zeit wäre mein Tipp. Er wird schon merken, wie daneben er sich benommen hat und sich hinterher dafür entschuldigen, dass er sich nicht um euch kümmern konnte. Sobald er mit einem Therapeuten spricht wird dieser ihm ja hoffentlich sagen, dass er eine Verantwortung für seine Familie hat.

Aber es ist doch nett, dass die Schwester zu dir Kontakt hält und dich in Kenntnis setzt. Das ist immer für alle Angehörigen kompliziert und oft auch eine Belastung, sich kümmern zu müssen.

Alles Gute und viel Gelassenheit und Ruhe für diese Zeit wünsche ich dir
 

@KotosWegbegleiter

Vielen lieben Dank für deine Worte. Hat gerade wirklich geholfen.
 

@MeinSchatz
Ich denke eher das er sich schämt für seine Erkrankung und womöglich Angst hat dich dadurch zu verlieren. Natürlich könnte es auch sein das du ihn zu viel negative Dinge an den Kopf geworfen hast und er insgesamt keinen solchen Stress aushält.
Vielleicht will er sich stabilisieren damit du ihn weniger eingeschränkt erlebst oder weil es sonnst zu diesen Konfliktsituationen kommt.

Das er nur 1/3 der Dosis eingenommen hat, könnte schon daran liegen das er versucht diese Medikamente abzusetzen und das wäre auch eine Möglichkeit warum er sich gerade abschottet, also das er vielleicht doch absetzen möchte.

Letztendlich musst du dir da keine Sorgen machen, das wichtigste ist finde ich das du ihm gegenüber verständnisvoll bist und ihm insgesamt keinen Druck machst.

Welche Wahngedanken plagen ihn so oder mit welchen Themen beschäftigt er sich hauptsächlich.

So eine Schizophrenie bricht normal so Anfang 20 bei Männern aus, es kann schon sein das vorher schon leichte Symptome auftreten, bei mir war das vorher eher so depressiv und das ich mich krank gefühlt habe aber die Ärzte nix gefunden haben.
Wie alt ist dein Mann?

MeinSchatz schrieb:
Zunächst setzte er dann das Antipsychotikum ab, als unser Kleinster wenige Monate alt war und irgendwann auch das Antidepressivum und bekam dafür Lithium, aber mit dem Wissen, dass seine Depression behandelt wird, was nicht restlos der Fall war, da er immer wieder nach Überforderungssituationen und emotionalen Stress durch irgendwelche Missverständnisse in unserer Kommunikation mit Stupor oder Katalepsie reagierte (Bewegungsarmut/-unfähigkeit).
Seid wie vielen Jahren geht das schon so und wann hat das bei ihm angefangen?
Grade in der Vorphase der Erkrankung ist glaube ich eine Diagnosestellung schwierig weil die Symptome da weniger Eindeutig sind, bei mir etwa haben die Depressionen schon mit etwa 18 Jahren angefangen, das hat sich schleichend hin zur Psychose entwickelt die dann mit 23 Jahren etwa aufgetreten ist. Heute bin ich 33.

Da er ja vorher schon ein Antipsychotikum hatte spricht das ja zumindest für eine Verdacht auf Psychose ob der Verlauf chronisch ist kann man glaube ich erst sagen wenn es beim Absetzen zu einen Rückfall kommt, also insofern kann es sein das er jetzt erst eine eindeutige Diagnose hat.

Lithium wird ja als Stimmungsstabilisator eingesetzt, hat ihn das damals etwas geholfen ein Stückweit? Venlafaxin wäre ein SSNRI Antidepressivum also ein Zwischending. Das Bupropion SNDRI+Citalopram SSRI hätte noch zusätzlich eine Wirkung aufs Dopamin und wirkt stärker als das Venlafaxin auf das Noradrenalin, was sich positiv bei Unruhe und Stimmungsschwankungen auswirkt. Insofern nützen die Antidepressiva bei der Psychose eher dahingehend etwas und haben keine primäre Antidepressive Wirkung, wo die Neuroleptika/Antipsychotika eben wirksamer sind.

Ich denke du solltest dich erstmal wirklich keinen zu starken Druck oder Sorgen machen auch wenn die Situation gerade schwierig für euch Beide ist, es gibt Möglichkeiten ob nun medikamentöser oder therapeutischer Art da wieder auf einen Grünen Zweig zu kommen und mit Schizophrenie hat man häufig auch einen Anspruch auf so eine EM-Rente, da die Erkrankten oft oder unter starker Symptomatik(auch Negativsymptome) kaum Arbeitsfähig sind. Insofern wäre die Frage eben was er vorher gearbeitet hat und ob er derzeit Arbeitet oder widereingegliedert werden soll? Da solltet ihr schauen falls er durch die Erkrankung arbeitslos wurde oder da irgendwelche Probleme mit den Arbeitsamt auftrete, das er rechtzeitig sich mit der Erwerbsminderungs-Rente umschaut, damit er das bekommt weil man auf längere Sicht auch den Anspruch auf Rente verlieren kann. Also so eine Rente ist normal befristet und mit der Hinzuverdienstmöglichkeit steht man relativ gut da, also das würde finanzielle Sicherheit für euch und Entlastung für ihn bedeuten was ihn dann die Möglichkeiten einräumt da sich therapeutisch und Medikamentös nach den besten Möglichkeiten umzuschauen und hinterher zu schauen was beruflich und so möglich ist.

 

@Admin

Danke für deinen Beitrag.

Ich versichere dir, dass er sein Medikament nicht absetzen wollte. Ich glaube, ein großes Problem zwischen uns beiden ist, dass wir beide jeweils für den anderen oft über unsere Grenzen gehen und das kann verheerende Folgen nach sich ziehen - so wie neulich dann. Ich denke, er wollte den Tag nicht verschlafen und lieber mit mir verbringen, so wie er auch lieber die Nacht bei mir für mich geblieben ist, statt lieber in der Nacht aufzubrechen und nach Hause zu fahren, um die volle Dosis nehmen zu können. Wir beide wussten nicht, was für Folgen das haben kann und mir wird auch jetzt erst klar, wie oft ich mich auch für ihn überlastet habe, obwohl er dies nicht einmal einfordert. Wir "klebten" sehr aneinander. Um so schmerzvoller ist dieser cut. Ich habe wirklich Angst, dass er denkt, ich sei nicht gut für ihn und es nicht noch weiter mit mir versuchen will. Ich will auf jeden Fall. Ich liebe ihn, komme was wolle..

Leider geht seine Schwester auf Fragen meinerseits, die ihn betreffen, nicht mehr ein. Sie lehnt auch Tipps gegenüber anderen Medikamenten ab. Mein Partner sei versorgt und in guter ärztlicher Behandlung. Dh ich wurde gerade gänzlich aus seinem Leben gesperrt. Ich glaube aber mittlerweile, dass seine Schwester lediglich für sich sorgt, weil es ihr einfach zu viel ist (auch emotional) zwischen ihm und mir zu vermitteln. Ich akzeptiere das jetzt.

Ich habe mir nun viel Unterstützung geholt, so dass ich die Zeit gut bewältigen kann. Ich werde sehr wenig alleine sein, ich erstelle mir einen fünf Punkte Plan, für die Momente, in denen mich der Schmerz wieder überrollen wird. Die Momente kommen und gehen, ähnlich wie Geburtswehen.

Ich lasse ihn auf jeden Fall. Und ich bewältige einen Tag nach dem anderen, versuche, so wenig wie möglich an die Zukunft zu denken. Es hilft mir auch, mich mit seiner Erkrankung zu beschäftigen. Ich bin auch geradezu erstaunt darüber, wie viele Menschen jetzt für mich da sind. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ach so.. Er hat schon eine Weile den Pflegegrad 3 und erhält zusätzlich zum üblichen Betrag noch Geld durch eine Pflegeversicherung. Er meinte lange, dass er Börsenhändler sei und noch ein Konto mit mehreren tausend Euro verdient hätte. Wie sich nun herausstellte, stimmt das nicht wirklich, aber er glaubte es. Also kurzum: er ist arbeitslos. Das ist auch gut. Arbeiten gehen, wäre zu viel, fürchte ich. Aus seinen Erzählungen weiß ich, dass er noch nie länger als acht Monate irgendwo arbeiten konnte.

Als er 20 Jahre alt war, hat sich eine schwere Erschöpfungsdepression bei ihm entwickelt. Das ging so weit, dass er einmal fast gestorben wäre (dehydriert).

In schlimmen Phasen, kann er sich nicht bewegen und sich nicht einmal eine Flasche öffnen (stupor). Er versuchte auch, vor mir die Schwere seines Zustandes zu verbergen. Das war natürlich kontraproduktiv, aber er wusste es nicht besser und hat auch daraus gelernt. Er war immer wieder überrascht darüber, dass ich das, was er mir anvertraut, immer so wertfrei annehme. Trotzdem vergaß er das auch immer wieder, dass er das bei mir kann.

Das ging sogar so weit, dass er glaubte, ich will ihn manipulieren, hätte schwere emotionale Probleme und wäre unehrlich und würde ihn ausnutzen, wäre passiv aggressiv, würde ihm mit Absicht wehtun wollen und glaubte mir in Konfliktsituationen kein Wort. Außerdem erzählte er mir, als er 30 Jahre alt war, dass er seine Freunde von früher in seinem Kopf höre und dass er auch manchmal mich höre, wenn ich nicht bei ihm bin. Ich habe das absolut nicht bewerten können und nahm an, er meint, dass er sich seine Freunde von früher nur vorstellte.

Nachdem sich jemand, den wir beide kennen, das Leben nahm, erzählte er mir, dass er ihn sieht, wie er ihm wortlos zuwinkt bzw ihn zu sich winkt. Er meinte, der Verstorbene würde ihn dazu überreden wollen, sich umzubringen, aber mein Partner winkte immer ab. Er hatte einen starken Glauben an einen Gott, mit dem er auch sprach und er meinte, dass er das Spiel zu Ende spiele und Gott entscheidet, wann er gehen soll.

Irgendwann gesellte sich noch jemand für ihn Wichtiges in seinem Kopf dazu.

Er meinte, seine eingebildete Realität fing an, als er 22 Jahre alt war und wurde mit der Zeit immer schlimmer. Die Knallgeräusche, die er regelmäßig hörte, konnte er aber klar abgrenzen.

Er ist heute 33 Jahre alt.

Lithium hat ihm übrigens mehr geholfen als Venlafaxin, aber wirklich gut wurde es trotzdem nicht. Er lebte all die Jahre über seinen Grenzen. Mir war das Ausmaß einfach nicht klar.
 

ich habe noch eine Frage an euch.., ist es normal, dass mein Partner beleidigend/abwertend wird, wenn er schätzungsweise wieder einen Schub hat? Wenn das so wäre, könnte ich anders damit umgehen.

Er bleibt auf jeden Fall konsequent mit seiner Ansage. Hat sich noch nicht gemeldet. Ich weiß aber, dass er sich am Donnerstag melden wird- er ist insgesamt sehr zuverlässig.

Ach ja.. außerdem wollte ich noch anmerken, dass mein Partner unter dem Einfluss von Seroquel deutlich lebendiger, zugänglicher, verständnisvoller und empathischer (auch mit den Kindern) auf mich wirkte. Ist das eher untypisch?

Liebe Grüße
 
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