Willkommen im Psychose Forum❤️

Das Schizophrenie Forum & Chat rund ums Thema Psychose.
Hier findest Du individuelle Beratung, Möglichkeiten zum Austausch, Diskussionen, Hilfe und nützliche Informationen.

Die Foren-Community hilft, unverarbeiteten Probleme besser umzugehen, diese zu lösen und auch andere Meinungen und Sichtweisen zu finden.

Für Angehörige und Betroffene mit Psychose, Schizophrenie und alle, die sich interessieren.

Jetzt registrieren!

Im Forum findet man eine neuartige medikamentöse Behandlungsoption für Psychose, welche bei Negativsymptomen wirksam ist und ein relativ normales Leben trotz der Erkrankung ermöglicht. Psychose / Schizophrenie kann auch der Anfang von einem besseren Lebenskapitel sein und es gibt auch viele Chancen, die damit eröffnet werden.

Klippschliefer

Well-Known Member
Registriert
8 Mai 2021
Beiträge
876

Moin,

Neuroleptika sollen ja die Dopaminrezeptoren blockieren. Das unterdrückt Positivsymptome.

Jedoch bildet der Körper mit der Zeit neue Dopaminrezeptoren um die Blockierten auszugleichen. Es kommt zu einer Gegenregulierung.

Müsste das nicht zwangsläufig heißen, dass alle Neuroleptika mit der Zeit durchs Gehirn ausgeglichen werden müssten und daher ihre Wirkung verlieren? Sprich es gibt nach einiger Zeit so viel mehr Dopaminrezeptoren, dass wieder zu viel Dopamin trotz Medikamente im Gehirn aufgenommen werden kann.

Wieso wirken Neuroleptika dann trotzdem über Jahre hinweg?

Grüße
 

@Kuehnibert ,

ich habe mal so etwas gelesen bei einer Absetzbroschüre, das es womöglich dieses Risiko gibt, das grade auch bei längerer hochdosierter Einnahme der NLs die Chance abzusetzen eher sinkt, also jene die besonders frühzeitig oder reduziert ihre Medikamente haben eigentlich bessere Langzeitprognosen haben.
Ist aber da ja auch so ein Streit zwischen Antipsychiatrie und Psychiatrie und fraglich was davon wirklich wissenschaftlich belegt ist.

Eigentlich sollen Neuroleptika keine Abhängigkeit machen, also anders als bei Drogen werden die Botenstoffe ja gedämpft und so, die Rezeptorblockade des Dopamins eben. Ob sich deswegen dann mehr Rezeptoren bilden sei mal dahingestellt. Ich kenne die Studien das bei Neuroleptika sich das Gehirn abbaut, etwa 1% im Jahr.

Wichtiger ist finde ich das es einen Mangel und einen Überschuss an Dopamin gibt und man mit den Neuroleptika zwar den Überschuss behandelt, aber den Mangel zum Teil eher noch verstärkt was Negativsymptome begünstigt. Von daher versuche ich diesen Problem mit speziellen Antidepressiva wie Bupropion was Dopamin durch die Wiederaufnahmehemmung steigert entgegenzuwirken. Meiner Meinung nach hilft das auch, die Negativsymptome werden besser und die Positivsymptome fallen milder aus, vermutlich weil das Gehirn dann keine so starke Mangelerscheinungen mehr hat und insgesamt weniger überschüssiges Dopamin anregen muss.

Letztendlich müsste man da auch den Zusammenhang der Rezeptoren im Gehirn genau verstehen um zu wissen ob die Dämpfung des Dopamins zu mehr Rezeptoren führt oder gar eine Kettenreaktion entsteht und es dann weniger Rezeptoren gibt was ich für glaubwürdiger empfinde auch in dem Kontext das sich das Gehirn abbaut. Typische Neuroleptika wie Haldol sollen etwa doppelt so stark das Gehirn abbauen als Atypische wie Olanzapin was als Beispiel in dieser Studie angeführt wurde.
Leider fehlt mir dazu die Quellenangabe, ich suche schon länger nach dieser Arbeit / Artikel der da von Volkmar Aderhold verfasst worden ist, was ein bekannter Psychiatriekritiker und Psychiater ist.
 

Moin,

Aus der Quelle von @maxi Seite 15 https://www.dgsp-ev.de/fileadm…duzieren_und_absetzen.pdf

"Unter der Behandlung mit Neuroleptika kommt es darüber hinaus neben der
erwünschten Symptom-Unterdrückung oder Symptom-Rückbildung (Remission)
auch zu ungünstigen Veränderungen an den blockierten Rezeptoren. Hierbei
handelt es sich um eine Gegenregulation des Gehirns:
(a) Innerhalb von Wochen bis Monaten entsteht eine Vermehrung („upregulation“) von D2-Rezeptoren um durchschnittlich 34% (teilweise um 100%).
(b) Die Empfindlichkeit der D2-Rezeptoren erhöht sich („Dopamin-Supersensitivität“), d.h., sie reagieren empfindlicher auf Dopamin (sog. D2 high-state).

(c) Zu den Reaktionen des Gehirns auf die Rezeptor-Blockade gehört auch eine
zusätzliche Erhöhung der Dopamin-Bildung und -Ausschüttung."

Wieso wirken also Antipsychotika wenn das Gehirn so stark gegenreguliert, Krieg das schon seit Tage nicht aus dem Kopf und hab schon langsam das Gefühl, dass mein Medikament immer weniger wirkt. Hoffe das ist nur Einbildung und ich mache mich einfach nur verrückt.

Grüße
 

Diese "Gegenmaßnahmen" vom Hirn kommen wahrscheinlich einfach nicht gegen die Wirkungen der Antipsychotika an, insbesondere nicht, wenn es sich um hochpotente handelt. Außerdem glaube ich persönlich auch, da man die Kausalitätsrichtung der Dopamin-Hypothese nicht erklären kann, dass die akute Psychose durch persönliche Krisen, sehr viel Stress etc. ausgelöst wird, was dann die vermehrte Dopaminausschüttung und das "zu viel" erklärt. Wenn du jetzt aber in der Akutphase mit Antipsychotika behandelt wirst, wird das "zu viel" unterdrückt und du wirst "dank" der abflachenden und teilweise sedierenden Wirkung von Antipsychotika "ruhig(gestellt)", dein Körper steht nicht unter ständigem Stress und produziert zu viel Dopamin, geht ja auch nicht mehr, das "zu viel" beruhigt sich. Ich würde jetzt also vermuten, dass ein "zu viel" gar nicht mehr das Problem ist, sondern bald eher ein "zu wenig", weswegen das Hirn versucht dagenzuwirken, wir brauchen das Dopamin ja auch für gefühlt alles, inklusive Gefühle. Ich denke, dass viele Patienten dann überdosiert sind, viel zu wenig Dopamin bekommen un in diese "Zombiezustände" geraten, gar keine Gefühle mehr, sehr depressiv, das, was dann als "Negativsymptome" erklärt wird. Muss natürlich nicht bei jedem so sein, jeder reagiert anders auf bestimmte Neuroleptika! Ich denke das einzige, was diese Up-Regulation und Supersensitivität macht, ist den Leuten nach einer Weile vielleicht wieder etwas mehr Gefühle etc. zurückggeben, weil man wieder mehr Dopamin bekommt, das "zu viel" kommt dann eben in Krisen wieder. Ich habe bisher überwiegend von Leuten gelesen, die einen Rückfall an Positivsymptomen bekommen haben trotz Tabletten, wenn sie unter viel Stress standen und mit ihren Lebensumständen nicht klarkamen, dann kommt's ja meistens zu einer Dosiserhöhung etc. und nicht unbedingt dazu, irgendwie von sich aus vorher schon mit Stress etc. umzugehen und die Nebenwirkungen werden mehr mit höheren Dosis, ist also echt schwer. Aber ich denke nicht, dass deine Tabletten jetzt aufhören zu wirken auf einmal und diese "Gegenmaßnahmen" stellen ja in erster Linie dann ein Problem dar, wenn du die Tabletten (zu schnell) absetzen würdenst, weil dann hast du wieder ein "zu viel" (unnatürlich, von den Medikamenten hervorgerufen). Ich würde also erstmal sagen: versuch dich zu entspannen und dich nicht zu sehr zu stressen damit!
 

Danke für die Antwort. Klingt alles sehr plausibel. Ich fühle mich aktuell auch etwas wie ein Zombie. Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag im Bett liege oder mich nicht mehr pflege oder so. Viel mehr hab ich die Fähigkeit verloren alleine zu sein und muss fast immer was mit anderen Menschen unternehmen. Aber meinen Freunden ist auch schon aufgefallen, dass mein Affekt sehr verflacht ist.
 
Zurück
Oben