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Zwangsmaßnahmen (Noch ein Mittel der Wahl?)

Maggi

Administrator
Registriert
8 Nov. 2016
Beiträge
2.699

Wie denkt ihr über Zwangsmaßnahmen? Einigen denke ich hat das auch geholfen, andere werden davon eher traumatisiert.

Wie könnte man die Akzeptanz der Therapien steigern und so auf längere Sicht auf derartige Maßnahmen verzichten können?
 

Ich wurde bei meiner ersten Psychose in Handschellen von der Polizei in die Psychatrie gebracht und ans Bett geschnallt . Dann kam eine Ärztin und gab mir eine Spritze. Ich hatte Todesangst , weil ich dachte ich werde totgespritzt . Ich habe mich mit aller Kraft gewehrt und hatte es fast geschafft , die Gurte aufzureißen . Dann wirkte das Mittel und ich konnte mich erst wieder 2 Tage später erinnern , dass ich mit einem Pfleger geredet habe. Das war eine traumatische Erfahrung , die ich niemandem wünsche. Ob es gerechtfertigt war , kann ich nicht mehr beurteilen. Man sagte mir , ich stellte eine Gefahr für mich und andere dar , weil ich im Wahn sehr aggressiv war .
 

Hallo,

mir ging es bei meiner ersten Psychose ganz ähnlich wie Björn. Als ich in die Psychiatrie kam, wusste ich nicht, was das war. ich dachte mir, es sieht irgendwie ein bisschen wie ein Krankenhaus aus, aber irgendwie doch nicht. Eine Schwester sagte mir: "Nehmen Sie nun jetzt Medikamente, oder nicht?" Ich sagte, ich brauche keine, bin nicht krank.

Etwas später stürzten sich mehrere Schwestern auf mich, haben mich auf eine Liege geschnallt, und eine Ärztin verpasste mir eine Spritze. Ich dachte auch, ich werde umgebracht, und hab mich wie verrückt gewehrt. Wirklich traumatisch!

Ich hätte mir gewünscht, dass man wenigstens am Anfang gesagt hätte: "Sie sind hier in einem psychiatrischen Krankenhaus. Wenn Sie die Medikamente nicht nehmen, müssen wir Sie ans Bett schnallen und Ihnen eine Spritze geben."
 
Nadja schrieb:
Hallo,

mir ging es bei meiner ersten Psychose ganz ähnlich wie Björn. Als ich in die Psychiatrie kam, wusste ich nicht, was das war. ich dachte mir, es sieht irgendwie ein bisschen wie ein Krankenhaus aus, aber irgendwie doch nicht. Eine Schwester sagte mir: "Nehmen Sie nun jetzt Medikamente, oder nicht?" Ich sagte, ich brauche keine, bin nicht krank.

Etwas später stürzten sich mehrere Schwestern auf mich, haben mich auf eine Liege geschnallt, und eine Ärztin verpasste mir eine Spritze. Ich dachte auch, ich werde umgebracht, und hab mich wie verrückt gewehrt. Wirklich traumatisch!

Ich hätte mir gewünscht, dass man wenigstens am Anfang gesagt hätte: "Sie sind hier in einem psychiatrischen Krankenhaus. Wenn Sie die Medikamente nicht nehmen, müssen wir Sie ans Bett schnallen und Ihnen eine Spritze geben."

Nadja schrieb:
Hallo,

mir ging es bei meiner ersten Psychose ganz ähnlich wie Björn. Als ich in die Psychiatrie kam, wusste ich nicht, was das war. ich dachte mir, es sieht irgendwie ein bisschen wie ein Krankenhaus aus, aber irgendwie doch nicht. Eine Schwester sagte mir: "Nehmen Sie nun jetzt Medikamente, oder nicht?" Ich sagte, ich brauche keine, bin nicht krank.

Etwas später stürzten sich mehrere Schwestern auf mich, haben mich auf eine Liege geschnallt, und eine Ärztin verpasste mir eine Spritze. Ich dachte auch, ich werde umgebracht, und hab mich wie verrückt gewehrt. Wirklich traumatisch!

Ich hätte mir gewünscht, dass man wenigstens am Anfang gesagt hätte: "Sie sind hier in einem psychiatrischen Krankenhaus. Wenn Sie die Medikamente nicht nehmen, müssen wir Sie ans Bett schnallen und Ihnen eine Spritze geben."
Oh Gott, was ist das denn?! Ich hätte mich auch gewehrt.
 
Admin schrieb:
Wie denkt ihr über Zwangsmaßnahmen? Einigen denke ich hat das auch geholfen, andere werden davon eher traumatisiert.In d
Zwangsmaßnahmen sind per Gesetz nur bei Eigen- oder Fremdgefährdung erlaubt. Da diese oft nicht belastbar festgestellt werden kann (in diesen Fällen wohl oft weil schlicht nicht vorhanden), ist diese Rechtsnorm ein absoluter Gummiparagraph der durch Beamte oder Psychiater nach belieben gefüllt werden kann. Hab da mein persönliches Trauma erlebt und bin deshalb für die Abschaffung oder zumindest sollte tatsächlich etwas vorgefallen sein bevor das gemacht werden darf und nicht einfach "Der Psychiater sagt, da könnte was passieren."
 

Naja, ich bin bei meinen Psychosen meistens per Zwangseinweisung in die Psychiatrie gekommen, ich war ja nicht krankheitseinsichtig. Bei "Fremdgefährdung" genügte bei mir: "Ist nicht in der Lage, sich adäquat um ihre Kinder zu kümmern". Was ja auch stimmte.

Hinterher war ich froh, in Behandlung gekommen zu sein (bis auf dieses erste Mal mit der Fixierung), und gesund wieder entlassen zu werden.
 

Der Psychiater der damals bei mir war und ausführlich mit mir gesprochen hat, hat selbst keine Eigen- oder Fremdgefährdung feststellen können. Kurze Zeit darauf hat sich jemand beschwert weil ich auf eine Beleidigung hin die zukünftige Unterlassung dessen mit etwas verbalen Nachdruck forderte (normalerweise nichts besonderes) und dann hat der selbe Psychiater mal eben aus dem Nichts eine angebliche Fremdgefährdung festgestellt. Was meinste wie ich mir da komplett verarscht vorkam!
 

Guten Tag,

mich beschäftigt diese Frage aktuell sehr.
Generell stelle ich mir die, hier beschriebenen, Szenarien auch sehr traumatisierend vor. Ich denke, ich spreche von den meisten Menschen, wenn ich sage, dass man freiheitsliebend und gerne selbstbestimmt ist. In dieses Grundbedürfnis (- und recht) einzuschreiten, diese zu übertreten und bewusst zu verletzen, könnte ich persönlich - trotz aller Objektivität und auch kurzweiliger Erfahrung auf einer geschützten Station (als Einsatz während meiner Pflegeausbildung) - schwer verkraften. Ich kann mir vorstellen, dass es ein komplexes und sensibles Thema ist. Grundsätzlich bin ich gegen Zwang und sehe Freiheit als wertvollstes Gut an.
Mein Bruder befindet sich zurzeit in einer Psychose. Diese wurde auch nach einem zweitätigen Aufenthalt in einer Klinik bestätigt. Zweitätig, weil - wie man sich vielleicht denken kann - er daraufhin vor der Tür meiner Eltern stand, verlautete, er sei wieder gesund und in seine - mit Alufolie gepolsterte - Wohnung fuhr. (Er konnte einmal nach langem Zureden, großem Hin- und Her, etc. überzeugt werden. Die Klinik ist jedoch auch fünf Minuten von meinem Elternhaus entfernt). Mein Bruder hat all sein Geld ausgegeben. Ist nicht mehr zur Arbeit gegangen. Wurde zweimal von der Polizei aufgegabelt, einmal, weil er seinen Autoschlüssel vergraben hat und in einem T-Shirt bei Minusgraden durch die Kälte gewandert ist. Er ist sehr paranoid, absolut uneinsichtig, getrieben, und manchmal kommt es mir vor, als befände er sich in einem Film, wo er auf der Flucht vor seinen Nachbarn ist, die ihn abhören, ausrauben oder ihm etwas Böses antun wollen. Er hört Stimmen, die ihm sagen, er solle sich umbringen. Er lügt, manipuliert und verschweigt viel. Wenn ich versuche, mit ihm zu sprechen, habe ich wieder das Gefühl, nicht durchzukommen, als würde ich an eine Wand stoßen und es fühlt sich einfach sinnlos an. (Meine Schwester hatte auch Schizophrenie).
Meine Schwester jedoch konnte man vergleichsmäßig leicht dazu überzeugen, sich behandeln zu lassen. Und glücklicherweise geht es ihr seit Langem wieder gut und sie hatte nur eine Phase.
Mein Bruder war hingegen schon immer sehr sozial zurückgezogen, "von Natur aus" misstrauischer, hat Vieles mit sich selbst ausgehandelt, ohne dass man wirklich Zugriff zu ihm hatte (auch ich als Zwillingsschwester nicht und wir hatten eigentlich immer eine gute Beziehung zueinander).
Jetzt ist er seit zwei Tagen nicht mehr erreichbar und wir machen uns alle Sorgen, insbesondere meine Eltern.
Mein eigentliches Problem (ich musste das einmal so ausführlicher aufschreiben, weil mir das meistens hilft): Man kann ihn ja nicht zwingen. Er konnte nach zwei Tagen ja auch aus der Klinik, obwohl er offensichtlich in einer akuten Psychose steckt. Prinzipiell muss er fremd- oder eigengefährdet sein/werden, damit er eine Behandlung bekommt? Kann man ihn zwingen, in einer Klinik auch Medikamente einzunehmen? Könnte man auch die Polizei rufen, wenn er offenkundig in einer Psychose steckt, weil er seltsame, abstruse Dinge sagt und macht, und ihn damit in eine Klinik bringen? Aber die Polizei, die ihn aufgegabelt hat und zu meinen Eltern bereits sagten, dass er wie auf Drogen wirkt, haben ja auch nichts weiter gemacht. Konnten sie vielleicht auch nicht. Keine Ahnung.
Ich verstehe aber wirklich nicht, wie man es sonst machen sollte. Er braucht Hilfe, er müsste eigentlich Medikamente nehmen, damit sich das Ganze nicht chronisch entwickelt, aber es zieht sich gefühlt so lange hin, weil man letztlich einfach nichts machen kann. Und diese Machtlosigkeit ist frustrierend. Es ist auch frustrierend, dass man sich wünscht, der eigene Bruder wird zu etwas gezwungen, das man selbst auch absolut abwehren würde.
Diese Erfahrungen, die hier beschrieben wurden, machen es nicht unbedingt leichter, ich möchte ja, dass er frei ist. Ich möchte nicht, dass er entmündigt wird. Gleichzeitig sehe ich es realistisch genug, um zu sagen, dass man ihn nicht überzeugen könnte. Ich sehe es einfach nicht. Nicht nach meinen Gesprächen mit ihm. Vielleicht bin ich zu pessimistisch. Aber ich möchte einfach nicht, dass er auf ewig mit Schizophrenie zu kämpfen hat, er ist erst Anfang zwanzig. Er hat noch sein ganzes Leben vor sich, ich will, dass er ein schönes Leben hat... Keine Ahnung, es ist frustrierend.

LG
 

Ich musste meinen Mann in die Psychiatrie bringen. Da es der erste Aufenthalt war und sein Bruder schon lange an Schizophrenie erkrankt ist, konnte ich mir mit dem 3. Bruder eine gute Unterstützung nehmen. Wir haben ihn stundenlang zuvor beredet und versucht das er freiwillig ging. Haben ihn auch darauf vorbereitet, das wir 112 anrufen müssen, da es schon Eigen- und Fremdgefährdung war und die Klinik nur Notfallplätze hatte. Er hat Gott sei Dank zugestimmt, wahrscheinlich aber nur um Ruhe zu haben. Hab die 112 angerufen und hab der Polizei mitgeteilt, das er der Polizei im Moment nicht traut und Angst hat vor denen. Dementsprechend haben wir vereinbart, das die klingeln und eintreten. Gott sei Dank waren die hier auch auf so etwas geschult und nachdem Hallo kam Wir kommen in Frieden. Dementsprechend konnte ich ihn dann doch selbst hinfahren.

Das ist aber nicht immer so. Ich denke, dadurch das ein Bruder schon Schizophrenie hat, haben alle daraus gelernt. Wir halten bislang alle gut zusammen.
 
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