Hallo, liebe Leser meines ersten Beitrags in diesem Forum.
Ich habe ein sehr aufwändiges Vorhaben gewählt und bin im Begriff, mit dessen Umsetzung nun allmählich zu beginnen. Ihr, die Mitglieder dieser Community, seid genau wie ich selbst von der gewählten Thematik dieses Großprojekts betroffen, deshalb will ich euch mit in mein Vorhaben einweihen und euch auf dem Laufenden halten bei meiner kommenden Arbeit. Das, was ich einleitend dazu zu sagen habe, ist recht umfangreich. In diesem ersten Teil werde ich kurz einige Details über meine Person preisgeben und mich, meine Geschichte und die genaue Art meines Vorhabens kurz umreißen. Viel Spaß beim Lesen und Mitverfolgen oder Kommentieren und Diskutieren in diesem Thread.
I.:
Mein Name ist Paul Lipski, ich bin 24 Jahre alt und ich leide seit ungefähr 2012 an Paranoider Schizophrenie. Zu dem Zeitpunkt kam ich gerade in die Qualifikationsphase zum Abitur. Zuerst begann die typische Negativsymptomatik dieser Krankheit ihren Lauf zu nehmen und ich fing dementsprechend an, die Schule enorm zu vernachlässigen und musste das Jahr wiederholen aufgrund hoher Fehlzeiten und schlechter Noten. Im Sommer 2013 traten dann zum ersten mal wahnhafte Symptome und die typischen für einen akuten Krankheitsschub auf. Ich wurde für 2 Monate auf richterlichen Beschluss hin in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Ich will hier nicht auf Details eingehen, denn der noch folgende Inhalt ist sowieso schon sehr lang. Das erste Neuroleptikum, auf das ich eingestellt wurde, war Risperidon, welches ich nicht gut zu vertragen schien. Es fühlte sich zu Beginn an, als hätte mir jemand meinen Schädel aufgesägt, eine große Menge Zement zwischen die Nervenverbindungen gegossen und ihn dann wieder zugeklebt. Ich fühlte mich beinahe kognitiv gelähmt und musste in dieser neuen, mir zuvor noch unvorstellbaren mentalen Verfassung mein Abitur bewältigen, denn ein zweites mal in Folge war es mir nicht erlaubt, ein Schuljahr zu wiederholen. 3 Semester lang waren meine schulischen Leistungen katastrophal und ich verdankte jedes Zeugnis aufs neue meiner Tutorin und Latein-Lehrerin meine Versetzung, deren Mutter ebenfalls an einer psychotischen Erkrankung gelitten hatte und die deshalb Erbarmen mit mir hatte und vor der Schulleitung argumentativ meine Versetzung durchboxte. Erst im letzten Halbjahr vor dem Abi kratzte ich die Kurve und rettete meinen Schnitt auf 2,4. Danach stagnierte ich in meinem Leben und trat auf der Stelle bezüglich meinen wissenschaftlichen und akademischen Ambitionen. 2016 kam dann mein zweiter akuter Schub mit Zwangseinweisung. 2018 begann ich endlich mein Biologie-Studium, doch ich war noch nicht imstande, tatsächlich auch zu beginnen und regelmäßig in der Uni zu erscheinen. Ich rutschte in ein tiefes Loch mit meiner Psyche und meine Verfassung verschlechterte sich mehr und mehr. Irgendwann beschloss ich dann, der Krankheit den Kampf anzusagen. Es ist einfach nicht meine Art, einfach so die Flinte ins Korn zu werfen und mich meinem vermeintlichen Schicksal zu fügen. Ich beschloss, einen weiteren akuten Schub bewusst herbeizuführen, und mich diesmal nicht zwangseinweisen zu lassen wie die male davor. Die ersten beiden Schübe war ich recht schnell verhaltensauffällig geworden, die Behandlung kam schnell darauf und der Wahn wurde gewissermaßen von der Psychiatrie brutal niedergeknüppelt und ich verlor jeglichen Mut, den Gedanken, die ich der Krankheit zuzuordnen gelernt hatte, nachzugehen und zu schauen, wohin der Wahn eigentlich führt, wenn man ihn als solchen einfach nur als kognitiven Prozess nachverfolgt und denkt, anstatt auf irgendwelche dieser wahnhaften Eindrücke mit Handlungen zu reagieren. Diesmal war ich allein in meinem Zimmer im Studentenwohnheim und niemandem fiel auf, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte und mich seltsam zu verhalten begann. Ich wollte den Wahn selbst solange introspektiv unter Bemühung von möglichst großer Objektivität beobachten und meine Eindrücke festhalten, was ja recht schwierig ist bei subjektiven kognitiven Vorgängen wie den eigenen Gedanken und Emotionen. Ich versuchte, den Eindrücken und meiner zunehmend ins groteske eskalierenden Wahrnehmung so lange stand zu halten, wie es mir nur irgendwie möglich war, ohne auf sie mit entsprechenden Taten zu reagieren und meine Medikation erst dann wieder einzunehmen, sobald ich an die Grenzen des Erträglichen gestoßen war, um die neu gewonnenen Erkenntnisse mit meinem inzwischen beinahe vollständigen Kenntnisstand der aktuellen Neuro-Psychiatrischen Forschung zu vergleichen und sie dementsprechend zu interpretieren. Mein Ziel: Die Natur des Wahnsinns selbst verstehen und wissenschaftlich damit arbeiten, im Prinzip wie mit einem bildgebenden Verfahren wie dem MRT. Was hatte ich denn auch schließlich zu verlieren außer meiner bedeutungslosen Existenz oder ihrer Bedeutungslosikeit? Doch ich konnte meine neu gewonnenen Eindrücke noch nicht sinnvoll deuten und das Erlebte tatsächlich auch verstehen. Bis gestern ...