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Flashbacks nach meiner drogeninduzierten Schizophrenie

BigRuno

New Member
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19 Feb. 2019
Beiträge
1

Hi alle zusammen!

ich öffne mich jetzt quasi zum ersten mal, weshalb das ganze etwas länger gehen kann.. ich bedanke mich für jeden, der die nötige Geduld dafür mitbringt..
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ich würde mich gerne zuallererst vorstellen: ich bin 22 Jahre jung, studiere im 6. Semester und beabsichtige in naher Zukunft eine Lehrstelle zu übernehmen. In der väterlichen Seite meiner Familie ist die Schizophrenie leider eine berüchtigte Krankheit - meinen Onkel hat es im Alter von ca. 30 getroffen und er hat kein schönes Ende gehabt... Jedenfalls war er nicht der einzige in der Familie, der sein eigenes Leben durch ein Suizid beendet hat. Mein anderer Onkel lag Jahre lang in der psychiatrischen Klinik und auch mein Vater machte schon in überfordernden extrem Situationen Anzeichen, dass er psychisch nicht ganz lupenfrei tickt. Meine Oma und Opa sind übrigens Cousin und Cousine 1. Grades, was die genetische Diversifikation nicht gerade begünstigt. Nach dem Diathese Stress Modell habe ich auf jeden Fall schon einmal schlechte Karten gezogen. In meinen Anlagen gibt es scheinbar bestimmte Muster, die für eine Schizophrenie besonders geeignet sind und das durfte ich auch am eigenen Leib erfahren. Dazu würde ich jetzt im Nächsten gerne kommen.

In meiner Pubertät fing es eigentlich an, dass ich permanent autoaggressiv gestimmt war, Depressionen und Wutanfälle waren nicht selten Alltag. Mit meiner Familie hatte ich leider wirklich ernsthafte Probleme, da ich in einer erzkonservativen muslimischen Familie damals noch den Atheismus vorzog und dies in meiner rebellischen Energie auch noch offen vertrat. Mit meiner Freundin lief es ebenfalls schlecht, weshalb ich mich allmählich mit den Jahren in einem Sog von Drogen wieder gefunden habe. Im Freundeskreis schien alles glatt zu laufen, da konnte ich die Probleme die ersten Jahre noch super verdrängen. Was ich da wirklich gemacht habe, war mir eigentlich nie bewusst. So rauchte ich über fünf Jahre Cannabis, auch gerne öfters am Tag. Hinzu kamen Phasen von Alkoholismus und gerne noch gemischt mit überhöhtem Cannabiskonsum.

Meine Familie und Ex-Freundin reagierten auf mein Konsumverhalten natürlich negativ. Dass sie das ,,Beste" für mich wollten, war mir damals nicht bewusst. Ich wollte in dem jungen Alter einfach meine Freiheit genießen und konnte jegliche Barriere, die mir von außen gestellt wurde, nicht begreifen oder nachvollziehen. Ich fühlte mich permanent unterdrückt und wollte einfach nicht nachgeben. Vielleicht solltet ihr noch wissen, dass sowohl meine Eltern als auch meine Ex-Freundin totale Kontrollfreaks waren. Ich lebte permanent fremdbestimmt und konnte mich nur in den Drogen wiederfinden (wobei ich dabei war mich in den Drogen zu verlieren..).

Also habe ich meine Ex-Freundin verlassen und bin ausgezogen. Jetzt hatte ich die Freiheit meines Leben, konnte endlich machen, was ich wollte. Bloß hatte ich jetzt überhaupt keinen Halt mehr im Leben, keine Stop Zeichen mehr. Immerhin war ich daran gewöhnt, dass ich ständig von außen begrenzt wurde. Ich wusste gar nicht, wie man mit der Freiheit umzugehen hat. So dauerte es nicht lang, bis ich auf den ersten Drogen Partys landete, wo mein Konsumverhalten noch im Verhältnis zu den Anwesenden ein ,,Kindergarten Niveau" hatte. Ich habe nicht verstanden, wann ich mit den chemischen Drogen angefangen habe und wie schnell das so ein großes Maß annehmen konnte, aber plötzlich war ich mehrmals im Monat an den Wochenenden exzessiv am Drogen konsumieren und war öfters gleich mehrere Nächte am Stück wach.

Ich geriet rein zufällig in ein Umfeld von erfahrenen Drogenkonsumenten, die alle über mehrere Jahre bereits chemische Drogen genommen haben. Ich bin im Grunde bloß auf die falsche Afterparty gegangen. Ich war alleine und habe die Gruppe quasi in der Nacht im Club kennen gelernt, mich kannte also keiner. Die erste Nacht im Club war zwar noch mega angenehm und hat extrem Spaß gemacht, jedoch bin ich halt mitgezogen, wo noch exzessiv weiter konsumiert wurde. Niemand da, der meinen Konsumverhalten kennt - außer ich selbst. Nur blöd, dass ich mich verdammt nochmal extrem überschätzt habe. So habe ich die zweite Nacht ohne Schlaf auch noch ganz gut durchgehalten. Nur war ich am 3. Tag bereits voller Paranoia und Wahngedanken. Ich habe mir irgendwelche Szenen eingebildet und dachte, dass die ganze Mannschaft gegen mich verschwört sei. Ich war sicher, da läuft irgendwas gegen mich im Spiel. Die typischen Eigenschaften einer paranoiden Schizophrenie halt.

Im Laufe des Tages wurde ich immer psychotischer. Ich habe angefangen Stimmen zu hören. Irgendwann war ich überzeugt, dass die Gäste der Afterparty sich in mein Kopf eingenistet haben und mich von dort aus kontrollieren und mir sagen, was ich tuen soll. So führte ich einen Kampf mit meinem eigenen Kopf. Und trotzdem habe ich weiter konsumiert. Zu dem Zeitpunkt habe ich jedoch über mehrere Monate kein Joint mehr geraucht gehabt, sondern nur noch Alkohol oder chemische Substanzen. In der dritten Nacht habe ich dann nach langem einen Joint geraucht (obwohl ich kurz zuvor noch meine 4. oder 5. Pille Ecstasy genommen habe) und dann fing es an: Ich bin komplett durchgedreht. Rückblickend kann ich wirklich behaupten, dass ich da in der dritten Nacht komplett hängen geblieben bin. Noch heute habe ich das Gefühl, dass bestimmte Teile meiner Seele in der Nacht in dieser Wohnung geblieben sind.

Zunächst war ich noch übertrieben euphorisch und in einem abnormalen Höhenflug fing ich an unbeschreiblich intensive Farben zu sehen. Die Anfangs erwähnten Wahnvorstellungen haben jedoch in kürzester Zeit surreale Dimensionen erreicht. Das ging so weit, dass ich Angst hatte alles zu vergessen, was ich weiß. So hat sich das auch prophezeit; ich wusste nicht mehr, was es noch gibt, außer den einen Augenblick, in der ich im Moment existierte. Mir fielen keine Personen ein, außer die, die anwesend waren. Keine Orte, außer die, die ich gerade sehen konnte. Keine Erinnerungen. Rein Gar nichts. Ich hatte alles vergessen. So setzen plötzlich Panikattacken ein, einer versuchte mich zu beruhigen jedoch konnte ich niemanden wirklich vertrauen. Es wurde von dem Augenblick an alles nur schlimmer.

Ich fing an einen Tunnelblick zu erfinden. Ich versuchte die Welt auf eine neue Art und Weise zu beschreiben. Ich habe neue Regeln, neue Systeme, neue Gesetze erfunden. Ich habe mir im Laufe der 3. Nacht meine komplett eigene Welt zusammen gebastelt. Diese Welt war gekennzeichnet durch eine Endlosschleife, ich war fest überzeugt, dass ich für immer in meinem leben in diesem einen Augenblick leben werde. Alles hatte seine Gesetzmäßigkeit; ich musst ständig etwas bestimmtes tuen, damit ich in die nächste Schleife komme. Und das wiederholte sich für gefühlte 2-5 Stunden.

Nicht selten wurde mir genervt bis wütend von einem der Gäste vorgeworfen, dass ich ihn oder sie nun seit stunden bequatsche und damit aufhören solle. Ich konnte in der Nacht rein gar nichts zuordnen. Ich wusste nicht mehr, ob ich träume oder wach bin. Welche Szenen in welcher chronischen Reihenfolge statt fanden und irgendwann wusste ich auch gar nicht mehr, wo ich eigentlich war und was ich da getan habe.

Das war so viel mehr, als dass ich das alles hier auch nur ansatzweise vernünftig beschreiben könnte. Optische bis akustische Halluzinationen, formale Denkstörungen, Wahrnehmungsstörungen - die ganze Palette. Nach dieser Nacht war ich für eine Woche komplett knock out. Immer wieder hatte ich Panik Attacken und Flashbacks und redete mir ständig selbst ein, dass ich eine Psychose hätte. Trotz dieses Anfalls habe ich ein ganzes halbes Jahr mit dieser Truppe weiter und weiter konsumiert. Nach den Partys fühlte ich mich krank und leer also freute ich mich schon auf die nächste Party. Ein Teufelskreislauf, wobei die Symptome sich immer verschlimmerten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich nicht der einzige in der Gruppe mit der Psychose war. Uns alle verbindete irgend etwas. Alle waren gestört - Als müssten wir uns treffen und zusammen konsumieren, da wir sonst einsam verloren gehen würden. Oder ich war der einzige gestörte und bildete mir das alles nur ein. Jedenfalls ging das ziemlich lange.. bis es einfach nicht mehr ging. Ich ging zur Beratung in einer psychiatrischen Klinik: Diagnose drogeninduzierte Schizophrenie.

Ich lebe seitdem Tag komplett clean ... das ist jetzt über 1 1/2 Jahre her. Ehrlich gesagt fühle ich mich heute psychisch äußerst fit. Diese Erfahrung hat mich viel robuster gemacht. Und dennoch.. kürzlich, erst vor eins zwei Monaten, hat es mich nach langem wieder erwischt. Zwei Flashbacks gleich paar Tage hintereinander. In diesen Flashbacks fühle ich mich augenblicklich wieder in den Moment der Psychose zurück versetzt. Als würde ich den Augenblick wieder erleben. Dabei sind die Auslöser völlig aus der Luft her gegriffen. Achja.. zu meinen Flashbacks: Nach meiner Psychose hatte ich das Gefühl, dass ich in einer Welt lebe, die nur in meinem Kopf konstruiert ist - voll mit Statisten, die mir nur versuchen klar zu machen, dass ich in einer Scheinwelt lebe und endlich aufwachen soll. Das aufwachen steht also symbolisch dafür, dass ich mich von der Psychose befreie. In meiner Drogen Zeit missinterpretierte ich viele Blicke als solche Zeichen, dass ich angeblich aufgeweckt werden soll - ich hyperventilierte plötzlich oder kriegte einfach Panik Attacken.

Und kürzlich erst. Ich stand im Hotel am offenen Buffet.. da hat mir einer bloß gesagt ,,Meine Augen werden einfach nicht satt" (in dem Sinne, dass er nicht genug vom Buffet kriegt) und schwups bin ich im Flashback und denke, dass er mir versucht mit seiner Aussage klar zu machen, dass ich immer noch hängen geblieben bin und aufwachen soll.... das geht zum Glück nur noch wenige Sekunden, da ich schnell alles rational überdenken kann. Trotzdem... stören mich diese Flashbacks extrem. Vor allem... ich bin clean.

Wieso kommen diese Flashbacks
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Das ist eigentlich meine Frage.....

Jedenfalls habe ich auf den Drogen Abgründe in mir erkennen können... es ist äußerst schwierig dies in irgendeiner weiße zu beschreiben. Jedenfalls.. als ich in der endlos schleife hängen geblieben bin, war ich irgendwie von dem Gedanken besessen, dass ich die nächste Stufe nur dann erreichen könne, wenn ich ein gewisses Problem in mir geklärt hätte. So war ich öfters an der Stelle mit meinen Eltern hängen geblieben und konnte die nächste Stufe nicht erreichen. Weil ich mit mir und mit meiner Beziehung zu meinen Eltern nicht im reinen war. weil ich hinterrücks Drogen konsumierte und meine Eltern traurig machte. All das war mir in diesem Augenblick so bewusst, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich habe mein Unterbewusstsein komplett durchdrungen. Auf eine sehr schlimme Weise. Das war ein Horrortrip. Und heute noch... habe ich das Gefühl, dass diese Ängste und Sorgen noch tief in mir schlummern.. wie kann ich endlich diesen Krieg mit mir selbst beenden ?

Danke Leute, ich weiß; Es war viel zu lang. Aber manchmal... versteht man sich erst selbst, wenn man gewisse Dinge los geworden ist. Und alles sehr wirr geschrieben, ist mir auch bewusst. Nur sind meine Gedanken in Bezug auf diese Nacht in echt nochmals um einiges wirrer ...

Beste Grüße

P.S.; Nachts vorm Schlafen gehen.. habe ich unangenehme optische Halluzinationen. Von einer Nacht, die mich zutiefst verletzt hat. Ich war in dieser Nacht komplett auf chemischen Drogen. Diese Halluzinationen waren Anfangs viel intensiver und lebendiger. Heute sind sie zwar schwach, aber leider noch vorhanden. Gibt es eine Möglichkeit gegen diese Halluzinationen anzukämpfen
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Erstmals traten sie in Erscheinung, als ich ein Wochenende nach einem ,,exzessiven Konsum Wochenende" ,,bloß" Alkohol getrunken habe, jedoch in so einer Menge, dass ich Gedächtnisverlust hatte. in der Nacht danach......... habe ich die vergessenen Bilder halluziniert - ohne Scheiß. ( ich habe gerade am gesamten Körper Gänsehaut). Es gibt nichts komischeres, als Bilder, die gar nicht mehr da sind, plötzlich halluzinierend wieder zu sehen. Plötzlich sah ich in der Gruppe tanzen, Leute mir zulachen, mir ein Bier in die Hand drücken - alles vergessene Szenen. Live vor meinen Augen in der Nacht danach. Da hat es angefangen. Und bis heute hört es nicht auf. Ich sehe immer wieder bestimmte Szenen. ... Wenn es mir gut geht ist das auch 1, 2 Monate nicht da. Aber an schlechten Tagen kommen die auch gerne mal täglich vor.

So gut, heute wird das nichts mehr mit dem Schlafen. Euch vielen Dank ihr Lieben. Wenn ihr mir Ratschläge geben könnt, wäre ich euch super dankbar
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Hi,

das hört sich alles sehr nach mir an. Ich habe eine ähnliche Vorgeschichte und kenne deine Sorgen und Ängste nur zu genau. Flashbacks sind sehr sehr unangenehm. Selbst ein bestimmter Geruch reicht aus, um mir den Tag zu verderben und mich komplett außer Gefecht zu setzen. Ich versuche mich dann immer über Atem-Übungen zu beruhigen und konzentriere mich auf Farben, Gerüche und Laute der Umwelt. Das hilft mir extrem. Ich halluziniere sehr viel. Ich sehe Leute von früher aus meiner Drogenzeit, ich schmecke es auf der Zunge oder ich bekomme halbe Panikattacken und mein Herz springt fast aus meiner Brust. Diese Situationen zu kontrollieren, muss jeder für sich selber üben und versuchen es besser "auszublenden". Ganz verschwinden wird das meiner Meinung nach nicht.

LG Marie
 
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